„Die meisten bezahlbaren Wohnungen waren ohne Herd- und Waschmaschinenanschluss ausgestattet“

Einblicke in die Lebenswelt einer Berufseinsteigerin

Die 28-jährige Frau C. wohnt zurzeit alleinstehend in einer Wohnung in Tübingen. In ihrem Interview berichtet sie über ihre damalige Situation nach dem Studium. Nach dem erfolgreich absolvierten Studium erhielt sie in Reutlingen eine sofortige Jobzusage.

„Hatte mich bei sämtlichen Portalen beworben

Das einzige Problem, welches dabei auftauchte, war die erfolglose Suche nach einer geeigneten Wohnung. Anmeldungen bei sämtlichen Internetportalen blieben stets ohne Erfolg. „Hatte mich bei sämtlichen Portalen beworben, wie Immoscout und Facebook und hatte überall nach Wohnungen geschaut. Auch in der Zeitung und so.“ Darüber hinaus waren Frau C. mögliche Anlaufstellen und Unterstützungsangebote nicht bekannt. „Mittlerweile, nachdem ich hier eine Weile nun wohne, weiß ich, dass es Angebote in Reutlingen gibt. Es gibt beispielsweise ein Wohnungs-Café, welches ich damals nicht kannte.

„Ich hatte Angst mein letztes Geld herzugeben

Der Beginn ihres neuen Arbeitsplatzes rückte immer näher, sowie die Angst und Verzweiflung, keine passende Wohnung zu finden. Ebenso hatte sie die Befürchtung, eine Wohnung annehmen zu müssen, welche nicht ihren Bedürfnissen und Wünschen entspricht. „Ich hatte die Angst, dass ich jetzt eben irgendetwas annehmen muss oder irgendeine Wohnung nehmen muss und dabei meine Bedürfnisse extrem runterschrauben muss.“ Dazu kam noch die finanzielle Sorge oder Befürchtung, sich auf Dauer nicht finanziell halten zu können, wenn sie aufgrund von fehlendem Wohnraum gezwungen würde, eine Ferienwohnung oder eine Airbnb-Wohnung zu mieten. „Die schlimmste Vorstellung war, dass ich tatsächlich keine Wohnung finde und auf Ferienwohnungen angewiesen bin und dass mir nach zwei, drei Monaten das Geld ausgeht.

„Die Not wird dann halt wirklich ausgenutzt

Zusätzlich machte sie bei der Suche nach einem passenden Wohnraum schockierende Entdeckungen. Bezahlbare Wohnungen waren kaum mit einem Herd oder einer Waschmaschine versehen. „Die meisten bezahlbaren Wohnungen waren ohne Herd- und Waschmaschinenanschluss ausgestattet.

Des Weiteren stellte sie fest, dass inzwischen immer mehr Wohnungen über Airbnb angeboten werden, die somit auf dem Wohnungsmarkt fehlen. „Mir ist aufgefallen, dass sehr viel Wohnungen und mittlerweile auch Zimmer über Airbnb laufen. Das ist einfach Wohnraum, der dann anderen Leuten fehlt.“

Darüber hinaus bemerkte sie, dass gerade Berufseinsteiger*innen zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn, aufgrund ihres häufig geringen Einstiegsgehalts, bei der Wohnungssuche eingeschränkt sind. „Gerade für junge Leute, die wie ich jetzt neu ins Berufsleben starten und vielleicht nicht das große Geld verdienen, ist es sehr schwierig etwas Passendes zu finden..

Ebenso bemerkte Frau C. bei ihrer Suche, dass kleinere Wohnungen im Vergleich zu größeren Wohnungen weniger zur Verfügung stünden. Bei größeren Wohnungen könnten jedoch die Mietkosten beispielsweise mit einem oder mehreren Partnern geteilt werden: „Es ist einfacher, eine größere Wohnung zu finden oder sich die Miete mit seinem Partner zu teilen. Aber wenn man alleinstehend ist oder kein großes Einkommen hat, dann scheint es mir sehr schwierig zu sein, eine Wohnung zu finden.

Überdies betont Frau C. immer wieder, dass bezahlbarer Wohnraum zu wenig vorhanden ist. „Gerade kleine, bezahlbare Wohnungen gibt es sehr wenig.

Insgesamt machte Frau C. bei ihrer Wohnungssuche die Erfahrung, dass die Not der Menschen durch den mangelnden Wohnraum von Vermieter*innen oftmals ausgenutzt wird. Die Besichtigung von Wohnraum, der in ihren Augen gar nicht hätte vermietet werden dürfen, schockierte sie.

„In der Stadt Reutlingen war es ausgesprochen schwer eine Wohnung zu finden

Alle Wohnungen, welche Frau C.  während ihrer Suche besichtigen konnte, waren in Tübingen oder in Teilorten von Reutlingen. In der Stadt Reutlingen selbst konnte sie keine Wohnung finden. „Die kleinen Wohnungen, die ich angesehen hatte, waren nicht in der Stadt Reutlingen direkt, sondern in den Teilorten oder Randorten von Reutlingen.   Dabei stellte sie bei ihrer Suche einen Unterschied zwischen Stadt und Land fest. Im ländlichen Raum bestehe eine größere Chance, eine Wohnung zu finden, wie in der Stadt. Darüber hinaus sei man jedoch im ländlichen Raum einer mangelnden Infrastruktur ausgesetzt. „In der Stadt fand ich es ausgesprochen schwer überhaupt eine Wohnung zu finden. Auf dem Land dagegen ist es vielleicht schon einfacher eine Wohnung zu finden, jedoch ist die Infrastruktur, insbesondere öffentliche Verkehrsmittel, nicht weitgehend ausgebaut.“ Folglich war es für Frau C. wichtig, aufgrund mangelnder Infrastruktur und fehlendem Auto, eine Wohnung in der Stadt zu finden.

Beendigung der Wohnungssuche und Forderung an die Politik

Noch immer hatte Frau C. bei Antritt ihrer neuen Arbeitsstelle keine geeignete Wohnung gefunden. Ihr Glück war, dass sie in den ersten drei Wochen zur Untermiete bei einem Bekannten unterkommen konnte. Drei Wochen nach Antritt ihrer Arbeitsstelle erhielt sie dann eine Wohnung in Tübingen. Als alleinige Mieterin bewohnt sie eine Wohnung von ca. 38 Quadratmeter. Die monatliche Warmmiete beträgt 645 Euro, was etwa ein Drittel ihres monatlichen Einkommens einnimmt. Grundsätzlich ist sie mit ihrer Wohnung zufrieden. Die Grundausstattung war bei ihrem Einzug vorhanden. Dennoch befindet sich die Ausstattung in keinem allgemein guten Zustand.

„Ich habe einen uralten Herd und die Hälfte der Geräte hier funktionieren nur noch teilweise oder gar nicht mehr.  Dass Mieter*innen solche Wohnungen überhaupt annehmen, lässt Frau C. auf einen deutlichen Wohnraummangel schließen. 

Für die Zukunft wünscht sich Frau C. von Seiten der Politik beispielsweise eine Festlegung eines Mindeststandards für vermietbare Wohnflächen. „Ein angemessenes Mindestmaß für Vermieter*innen, welches als vermietbarer Wohnraum angeboten werden darf.“ Des Weiteren sollten Mietpreise auch für alleinstehende Menschen adäquat sein: „Das es einfach mehr bezahlbaren Wohnraum auch für alleinstehende Leute gibt.“ Ebenso sei mehr Transparenz für die Betroffenen in Bezug auf Wohnungsangebote und Anlaufstellen von großer Notwendigkeit.