“Ich habe Probleme. Ich kann nicht gut sprechen oder schreiben“
Einblicke in die Lebenswelt eines Familienvaters mit Fluchterfahrung
Herr A. ist mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern vor acht Jahren aus Pakistan nach Deutschland gekommen und wohnt in einer zweieinhalb-Zimmer Wohnung im Umkreis von Reutlingen.
Beruflicher Werdegang:
Herr A. war in Pakistan sehr lange Hauselektriker und hat ebenfalls Autos repariert. Hier in Deutschland hat er leider keine Arbeitspapiere von dieser Zeit und kann somit erst eine Arbeit als Elektriker beginnen, wenn er ein Abschlusszeugnis seiner Ausbildung vorlegen kann.
Auch hat Herr A. bemerkt, dass es hier in Deutschland nicht so viele Autos zu reparieren gibt, wie in Pakistan. Er ist der Auffassung, dass sich die Leute hier lieber neue Autos kaufen, statt sie reparieren zu lassen. Herr A. hatte den Wunsch, bei seinem Nachbarn in der Autowerkstatt arbeiten zu dürfen, doch forderte dieser ebenfalls seine Nachweise und formellen Dokumenten, die Herr A. nicht vorlegen konnte.
Wohnumfeld und Wohnklima:
Herr A. wohnte drei Jahre in einer Flüchtlingsunterkunft bevor er eine eigene Wohnung finden konnte. Er lebte dort mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern. Von der Zeit in der Unterkunft berichtet Herr A. von großer Not. Es gäbe dauernd Probleme mit den Leuten, die ebenfalls dort wohnten. Inzwischen wohnt Herr A. direkt an der Hauptstraße, weshalb er sehr selten lüftet. Er hat eine Lungenkrankheit und leidet sehr unter den Abgasen, die an der Straße durch sehr hohe Verkehrsaufkommen entstehen.
„Ich habe Lungenprobleme. Viele, viele Auto, Bus und Problem, wenn der Rauch kommt, kann ich nicht Fenster aufmachen.“
Aufgrund dieser Lungenkrankheit und seiner Wohnlage direkt an der Hauptstraße, war Herr A. im Jahr 2016 bereits für mehrere Monate im Krankenhaus, da seine Lunge mit den vielen Abgasen sehr zu kämpfen hatte. Nach seiner Entlassung musste er weiterhin ein Jahr Tabletten zu sich nehmen.
„Angst, ein großes Problem diese Wohnung. Große Problem. Im Sommer ich kann nicht Fenster aufmachen, wenn die Fenster aufmachen, sofort ich husten. 2016 ich bin eine Monat Krankenhaus bleiben und eine Jahr Tablett genommen jeden Tag“.
Herr A. macht sich Sorgen um seinen gesundheitlichen Zustand und empfindet seine Wohnsituation – aufgrund seiner Gesundheit – als große Not. Er wünscht sich eine Wohnung, die nicht direkt an der Straße liegt, sodass er regelmäßig lüften kann, ohne Lungenprobleme zu bekommen. Hinzu kommt, dass sich die Wohnung für die Familie als sehr klein darstellt und sie in den zweieinhalb Zimmern ziemlich eng miteinander leben müssen. Das Wohnklima und das Verhältnis zu seinen Nachbarn, empfindet Herr A. als angenehm. Seine Nachbarn findet er alle sehr nett. Er scheint sich in seinem Umfeld sehr wohl zu fühlen: „Nachbarn ist gut. Nachbar immer gut, wenn ich bin gut, dann Nachbar immer gut. Einmal Problem, zweimal Problem immer denken mein Nachbar gut. Dann immer bissle Fehler immer egal, egal.“
Unterstützungsleistungen:
Herr A. hat Kontakt zu Mitarbeitern der AWO. Dort konnte ihm dabei geholfen werden, seine aktuelle Wohnung zu finden. Zuvor hat er in der allgemeinen Flüchtlingsunterkunft gelebt. Die neue Wohnung wurde von der AWO vermittelt, sodass er im Prozess der Wohnungssuche Unterstützung hatte.
Sorgen und Ängste:
Herr A. macht sich immer wieder Sorgen über seine schlechten Sprach- und Schriftkenntnisse. Oft fühlt er sich missverstanden und hat das Gefühl, im Alltag nicht gut genug kommunizieren zu können. Darüber hinaus bemerkt er, dass gerade die korrekte Sprache aber auch die Grammatik sehr wichtig für ihn seien und er seine Kenntnisse verbessern möchte. Seine Töchter sind in der Berufsschule und haben ein gutes Sprachniveau, was Herrn A. sehr erfreut. Leider kann er nicht selbstständig E-Mails oder wichtige Telefonate führen, da er häufig aufgrund seiner fehlerhaften Aussprache und den fehlenden Kenntnissen über die deutsche Sprache nicht ernstgenommen wird: „Ja. Problem, ich kann nicht gute Bewerbung E-Mails schreiben, viele Leute schon mehr schreiben und GWG sofort geben die Wohnung.“
Er bemüht sich, einen Ausbildungsplatz oder einen Praktikumsplatz zu bekommen, wobei er es für ihn als schwieriger empfindet, da seine notwendigen, offiziellen Papiere nicht vorhanden sind.
„Es ist so, wenn jemand sagt Papiere, braucht er halt von Zuhause von Pakistan, braucht er halt ein Zertifikat, dass er diese Ausbildung gemacht hat, dass er da was gelernt hat und des haben die meisten gar nichts.“
Herr A. wünscht sich, eine Ausbildung in Anspruch nehmen zu können, um in Zukunft genug Geld verdienen zu können, so dass er seine Miete selbst zahlen kann. Er erhält Unterstützung vom Jobcenter. Sein monatliches Einkommen wird zum größten Teil für die Deckung der Mietkosten benötigt. Seine Sorge ist, dass wenn er wieder eine Arbeit finden würde, sein ganzes Einkommen für die Mietkosten benötigt wird. „Ja, das ist auch Problem, Beispiel: Jetzt ich habe keine Arbeit. Früher ich arbeite. Ich arbeite, mein alles Verdientes weg in Miete.“
„Nochmal meine Tasche leer, nochmal ich gehe ins Jobcenter, nächste Problem. Ich bin ungefähr 8 Jahre bissle mehr in Deutschland. Ich brauche Nationalität, Einbürgerung. Wenn ich wohne in diese Wohnung, dann kann ich es nicht nehmen, weil so viele Mittel. Ich bin immer gehen im Jobcenter. Jobcenter helfen mir, das auch gut.“
Herr A. hat einen gemeinsamen Boiler für Wasser und einen allgemeinen Stromzähler für das Haus. Er befürchtet, immer mehr Nebenkosten zahlen zu müssen, als es der eigentliche Verbrauch von ihm und seiner Familie zulässt. Er ist der Meinung, dass seine Nachbarn viel mehr Wasser und Strom verbrauchen würden und er diese Kosten mittragen müsse. Dass er keinen eigenen Strom oder Wasserzähler hat, macht ihm Sorgen.
„Nächste Problem, erst erste Tag ich bin in die Wohnung gegangen. Ich frage Hausmeister: Wo ist meine diese RECHNUNG Strom,…? [Stromzähler]… unsere Wohnung hat unten nicht Keller, das ist ein Lager. Lager hat ungefähr ganze groß Heizung, ganz groß früher. Ich glaub diese Werkhalle und keine Leute da, der dann kann diese auch voll heiß und warm (…).“
Die mangelnde Anzahl an Zimmern und den gemeinsamen Strom- und Wasserzähler, empfindet Herr A. als belastend. Er fühlt sich von seitens des Vermieters ausgenutzt. Die fehlenden Deutschkenntnisse sind ebenfalls Gründe für Herrn A., die er mit seiner Wohnungsnot verbindet.