„Man darf nicht vergessen, dass viele Wohnungen oder Häuser die Heimat von jemanden sind.“

Einblicke in die Lebenswelt einer etablierten Familie

Frau E. ist 34 Jahre alt und lebt mit ihrem Ehemann, ihrem fünf Jahre alten Sohn und ihrer Katze in einer Mietwohnung in der Stadt Reutlingen. Frau E. hat eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht, doch hat sie aufgrund von Corona momentan keine Arbeitsstelle. Ihr Ehemann ist selbstständiger Elektroingenieur und Alleinverdiener in der Familie. Familie E. ist von Wohnungsnot betroffen. 

Wohnungsnot – „es macht mich eigentlich schon ärgerlich“                                                             

Frau E. macht das Thema „Wohnungsnot“ ärgerlich, da teilweise Familien aus ihren Städten getrieben werden, da sie sich Wohnräume nicht mehr leisten können, Wohnräume fehlen oder Menschen aufgrund der eigenen Lebenssituation keine Wohnung bekommen.

 „Naja, es macht mich eigentlich schon ärgerlich (…) Familien werden aus der Stadt getrieben, weil sie’s sich auch gar nicht mehr leisten können oder nichts kriegen, weil Kinder stören, Katzen stören, Tiere stören.

Die aktuelle Wohnsituation                                                                                                                

Familie E. lebt in einer Drei-Zimmer-Wohnung mit einer Größe von ungefähr 90 Quadratmetern in der Stadt Reutlingen. Die Wohnung ist ein renovierter Altbau und ist laut Frau E. sehr schön gelegen. Für die Wohnung gibt Familie E. circa 20 Prozent ihres Einkommens aus.                   

Wie Familie E. in die Wohnungsnot hineingeraten ist:

In einem Urlaub in Sardinien ist Familie E. eine Katze über den Weg gelaufen, die sie dann mit nach Hause genommen haben. Aufgrund dieser Katze wurde Familie E. eine Kündigung ausgesprochen, obwohl laut Frau E. auch andere Familien in dem Haus Katzen hätten.

So musste sich die Familie nun auf die Suche nach einer anderen Wohnung, bzw. einem anderen Haus machen. Familie E. sucht aber auch unabhängig von der Wohnungskündigung, die kurz vor Weihnachten „als sogenanntes Weihnachtsgeschenk“ laut Frau E. ausgesprochen wurde, nach einem Haus – und das seit bereits ungefähr einem Jahr.                                                                                                     

„In Sardinien ist uns eine Katze über den Weg gelaufen und die haben wir jetzt dann einfach mal mitgenommen. Es gab schon Katzen im Haus, aber der Vermieter hat uns jetzt quasi auch die Kündigung wegen der Katze ausgesprochen. Natürlich suchen wir dadurch bisschen vermehrt jetzt auch wieder was, wobei auch die Wohnung zu klein wird, unabhängig von der Katze. 

Lebenswünsche                                                                                                                                     

Frau E. träumt als Mutter von einem Zuhause mit Garten, in denen die Kinder kurz hinaus gehen können, während sie als Mutter in der Küche steht und ihnen beim Spielen zusieht. Zudem wünscht sich Frau E. einen Schweden-Ofen, den sie in der Wohnung nicht realisieren kann. Frau E. ist selber mit so einem Zuhause aufgewachsen und wünscht sich dasselbe für ihre Familie:

„Ich bin selber auch so aufgewachsen und es war einfach herrlich. Ich war im Garten und ich wusste, meine Mutter ist in der Küche.

Auch ist Frau E. Selbstverwirklichung ganz wichtig. Ein Mensch hat gewisse Vorstellungen vom Leben und ihr ist es wichtig, dass man diese verwirklichen kann. Familie E. würde sich außerdem über Nachwuchs freuen und hofft, bald die Familie erweitern zu können. 

„Ich fühl mich hier wohl“                                                                                                               

Familie E. würde schon gerne in der Stadt Reutlingen bleiben:

„Mein Sohn hat hier seine Freundschaften, die auch hier ringsherum wohnen. Ich fühle mich hier wohl, ich weiß, in welche Ecken ich gehen kann und wo die Spielplätze sind.

Außerdem empfinden sie ihre Wohnung als Heimat, in der sogar ihr Sohn auf die Welt gekommen ist. Zudem sagt Frau E., dass die Infrastruktur in ihrem Wohngebiet sehr gut sei. Man könne „an jeder Ecke einkaufen gehen und es gäbe genug Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, wie zum Beispiel auch das Franz K. Allerdings empfindet Frau E. das Nachbarschaftsverhältnis als schwierig, da es aufgrund verschiedener Kleinigkeiten immer mal wieder zu Reibereien komme. 

Wohnungsnot bringt Sorgen und Ängste mit sich:

Nicht nur das ist für Frau E. ein Stressfaktor, sondern auch die Frage der Finanzierung in Bezug auf die Haussuche macht ihr Sorgen: „Wie sollen wir uns das leisten?. Zudem zeigen sich ihre Sorgen und Ängste im persönlichen Leben darin, dass Frau E. eine Unzufriedenheit und eine Getriebenheit darin empfindet, jetzt endlich „etwas Neues“ erleben und den nächsten Schritt machen zu wollen. Frau E. kann aber gut mit ihrem Mann darüber reden, um dadurch ihren Stress abzubauen. 

Was sich Frau E. von der Politik wünscht:                                                                                        

Von der Politik wünscht sich Frau E., dass besonders auch in Reutlingen danach geschaut wird, wie hoch der Bedarf an Wohnraum tatsächlich ist, wie viele Familien in Reutlingen bleiben wollen und wo man vielleicht noch Wohnraum schaffen sollte, besonders für Familien, die gerne in Reutlingen bleiben wollen.

Zudem sollte laut Frau E. jede Wohnungsanlage einen Spielplatz oder ein Sammelsurium für Kinder haben, an dem sie sich treffen können. Auch wünscht sich Frau E. klare Richtlinien, die aussagen, was rechtlich ist und was nicht, besonders in Bezug auf die Haltung von Kleintieren.

„Es sollte möglich sein, dass auch zum Beispiel eine ältere Dame, deren Mann grade verstorben ist, sich einen Hund anschaffen kann, um nicht so einsam zu sein. Ein weiterer Punkt, der Frau E. wichtig ist, ist die Erhaltung des Altbau-Charmes, weil es in eine Stadt dazugehöre. Man könne bei den Hochschulen noch neue Wohngebiete schaffen. Auf dem Land sollte die Infrastruktur verbessert werden und insgesamt mehr Notunterkünfte geschaffen werden. Auch sollten Menschen in sozialen Berufen besser für das, was sie leisten, bezahlt werden, da laut Frau E. dann mehr Menschen solchen Berufen nachgehen und es somit wieder mehr Arbeitsplätze gäbe, mehr Kindergartenplätze und dann auch mehr Wohnräume, die für Familien geschaffen werden sollen.