„Eine Sorge ist aber einfach auch ein Bedrängnis, dass sich da was ändern muss!“

Einblicke in die Lebenswelt eines alleinerziehenden Vaters

Herr L. lebte im Jahr 2007 bis 2012 mit seinem damals 14-jährigen Sohn in einer Drei- Zimmer-Wohnung auf 60 Quadratmeter, in Pfullingen. Zu dieser Zeit befand er sich in Wohnungsnot. 

„Naja, dass die Wohnungsnot bei uns ein großes Problem ist. Einfach aus dem Grund, weil die Immobilienpreise immer weiter steigen. […] Und da ist dringender politischer Handlungsbedarf.

Vor allem der Gedanke über die Jugend bereitet Herr L. Sorgen. Da es seiner Meinung nach immer unmöglicher wird, sich einen adäquaten Wohnraum leisten zu können. 

„Die Wohnungsnot beginnt für mich an der Stelle, wenn der Anteil, den man für die Wohnung aufbringen muss, so groß wird, dass andere Dinge die auch Lebensqualität beinhalten, wenn die dann nicht mehr möglich werden. […] Wenn es da anfängt, dass ich mir die nicht mehr leisten kann.

Herr L. benennt für sich ganz klar, dass die Wohnungsnot dann anfängt, wenn man sich keinen Wohnraum mehr leisten kann, der den eigenen Bedürfnissen entspricht und sich ein Mensch beengen muss, sodass er keinen Raum mehr für sich selbst und seine Privatsphäre hat: „ab dem Moment, wenn man seine eigene Rückzugsmöglichkeit, die man braucht, wenn die so nicht mehr oder nur unzureichend möglich sind.  

„Damals gab es natürlich auch schon Wohnungsnot, aber mein Eindruck ist, dass sich die Wohnungsnot in der Zwischenzeit noch mehr verschärft hat.

Herr L. trennte sich von seiner damaligen Ehefrau und zog in eine eigene Wohnung. Sein Sohn blieb bei der damaligen Ehefrau und Mutter leben. Jedoch besuchte der Sohn seinen Vater Herr L. regelmäßig über mehrere Tage hinweg. Da die Ex-Ehefrau einen neuen Partner kennenlernte, der dann bei der Ex-Frau und dem Sohn lebte, gestaltete sich für den Sohn das Wohnverhältnis bei der Mutter schwierig. Dem Sohn ging es in dieser Wohnsituation nicht gut, er fühlte sich nicht wohl und wollte da nicht weiterleben. Herr L. machte seinem Sohn von Anfang an klar, dass dieser zu jeder Zeit zu ihm ziehen könne. Als die Wohnsituation für den Sohn nicht mehr erträglich wurde, beginnt Herr L. mit der Suche nach einer neuen Wohnung für ihn und seinen Sohn. 

„In der Situation, in der mein Sohn mir gesagt hat „jetzt ist es soweit“, jetzt müssen wir wirklich gucken, dass er da raus kommt. In dem Moment hat für mich die Wohnungsnot begonnen.“

Herr L. war es wichtig, dass die Wohnung in der Nähe von der Schule und dem Bekanntenkreis seines Sohnes liegt und für beide genug Platz bietet. „Mein Sohn war damals 14 Jahre alt, also ein Alter, in dem es wichtig ist, gewisse Rückzugsmöglichkeiten zu haben. Herr L. und sein Sohn fanden innerhalb eines Jahres eine Wohnung. Die Wohnung war für sie in Ordnung und es war möglich, zu zweit darin zu leben. Dennoch berichtet Herr L., dass sie „nicht grad üppig viel Platz“ zur Verfügung hatten. Doch um sich richtig wohl zu fühlen, gehören auch Aspekte, wie das Nachbarschaftsverhältnis, dazu. Herr L. hatte kein besonders gutes Verhältnis zu seinen Nachbarn.

„… lag aber daran, dass ich ein Musikinstrument spiele, ein Blasinstrument ist relativ laut, und da gab es in der Nachbarschaft immer wieder Auseinandersetzungen, die manchmal nicht ganz einfach waren. Das ging zum Teil bis zum Rechtsanwalt.“   

In dieser Wohnung und dem Wohnumfeld war es für Herr L. und seinen Sohn nur begrenzt möglich, persönlichen Bedürfnissen nachzugehen. Er beschreibt, dass vor allem sein Sohn in einem Alter war, in dem er mehr Möglichkeiten gebraucht hätte, Gleichaltrige treffen und Tätigkeiten nachgehen zu können, die man in dem Alter typischerweise macht.

„Ich finde, da wird zu wenig getan

Herr L. hat das Gefühl, dass die Politik sich zu wenig mit dem Thema Wohnungsnot und der Beschaffung von Wohnraum auseinandersetzt. „Das ist das eine und beim anderen denke ich müsste man auch dafür sorgen, dass Wohnraum wieder erschwinglich wird.“ Seiner Meinung nach sollten Vorschriften und Gesetze zum Thema Wohnen und Wohnungsbau überprüft und neu erarbeitet werden, um Möglichkeiten zu schaffen, sodass Wohnungsnot verhindert wird: „Da ist ein ganz großer Handlungsbedarf in der Politik, der bislang noch nicht erkannt wurde. Meiner Meinung nach.