Wenn das so weitergeht, weiß ich nicht wie das enden soll. Nur die Gutverdienenden können dann eine Wohnung bekommen und die anderen, da weiß ich nicht, was mit denen passiert.“
Einblicke in die Lebenswelt einer kinderreichen Familie
Frau S. ist 46 Jahre alt. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in einer Dreizimmerwohnung, mit ca. 90 Quadratmeter, in Reutlingen.
Wohnsituation:
Frau Frau S. ist grundsätzlich zufrieden mit ihrer Umgebung. Ihre Wohnung liegt sehr ländlich und sie haben sogar einen kleinen Garten. Ihre Kinder haben somit auch die Möglichkeit, viel draußen zu spielen. Allerdings ist die Wohnung definitiv zu klein. Als die Familie 2016 dort eingezogen ist, sollte das nur eine Übergangslösung sein.
„Damals waren die Kinder auch klein, da ging es noch, aber jetzt sind sie alle Teenager, also im Teenageralter. Ich habe jetzt alle vier in einem Kinderzimmer im Alter von 9-17 also drei Mädchen und ein Junge, ich habe mein Schlafzimmer und dann noch Wohnzimmer.“
Leider hat die Familie überhaupt kein gutes Verhältnis zu ihren Nachbarn. Regelmäßig werden sie von der GWG abgemahnt, weil Nachbarn sich beschwert haben. Sie dürfen zum Beispiel nicht im Garten grillen, die Kinder dürfen dort nicht spielen, da es den Nachbarn zu laut ist und die Familie darf auch nichts im Flur stehen lassen. Das ist auch eine große Belastung für Frau Frau S. und ihre Familie.
Unterstützungsleistungen:
Die Wohnung hat die Familie über die GWG Reutlingen bekommen. Es ist eine Sozialwohnung, was bedeutet, dass die Familie keinen Mietvertrag unterschrieben hat. Die GWG (Wohnungsgesellschaft Reutlingen mbH) ist der größte Anbieter von Wohnraum in der Region Reutlingen und bietet über 20.000 Menschen ein Zuhause. Sie baut, vermietet, verkauft und verwaltet Wohnungen und Häuser.
Außerdem ist Frau Frau S. arbeitslos und bezieht deshalb Arbeitslosengeld II. Seit sechs Jahren ist sie erfolglos auf der Suche nach einer größeren Wohnung für sich und ihre Familie.
„Wenn ich jetzt auf Wohnungssuche gehe und sagen wir mal, ich finde jetzt eine vier Zimmerwohnung, die würde dann hundert Prozent viel zu teuer sein und das Amt würde das dann nicht mehr übernehmen.“
Die Miete wird komplett übernommen, Strom und Wasser muss sie allerdings selbst bezahlen.
Wohnungsmarkt:
Frau Frau S. hofft zwar nach wie vor auf eine bessere Wohnung von der GWG, allerdings hat sie langsam die Hoffnung aufgegeben. Die Wohnungen werden immer teurer und beinahe unmöglich zu finanzieren. Sie ist zudem auch der Meinung, dass keine fairen Verhältnisse auf dem Wohnungsmarkt vorhanden sind. Die meisten Wohnungen bekommen nur Gutverdiener. Familien, wie die von Frau Frau S., bleiben auf der Strecke.
„Aber ja wie gesagt, da ist seit sechs Jahren nichts gekommen. Das ist richtig heftig. Und wenn das so weitergeht, weiß nicht wie das enden soll. Nur die Gutverdienenden können dann eine Wohnung bekommen und die anderen, da weiß ich nicht, was mit denen passiert.“
Frau Frau S. bleibt dennoch möglichst optimistisch und ist dankbar für alles, was sie hat: „Trotz allen Umständen, ich bekomme ja wie gesagt mit, dass es immer enger wird mit den Wohnungen und so, bin ich trotzdem sehr dankbar, dass ich überhaupt ein Dach über dem Kopf habe.“
Zukunftsängste:
„Ich suche wirklich seitdem ich hier eingezogen bin. Aber mittlerweile habe ich keine Nerven mehr, also ich habe irgendwo ein bisschen nachgelassen, hoffe aber immer noch auf die GWG. Aber es geht nicht wirklich voran. Ich lebe hier schon sechs Jahre und es kam noch kein Angebot.“
Für die Familie ist es eine Ausnahmesituation, in dieser kleinen Wohnung zu leben. Die Kinder beklagen sich regelmäßig bei ihrer Mutter. Frau Frau S. wünscht sich natürlich nur, dass ihre Kinder glücklich sind und hat deshalb auch mit großen Schuldgefühlen zu kämpfen: „Ein Traum wäre, wenn zum Beispiel jeder ein eigenes Zimmer hätte. Wichtig wäre vor allem mehr Platz. Die haben ja auch nicht mal richtig Platz für ihre Ablagen, Schulsachen und Klamotten.“